Weiterbildungsoptionen sind wichtig – sogar sehr. Richtig eingesetzt, profitiert das ganze Unternehmen davon. Unternehmen mit einer ausgeprägten Weiterbildungskultur verzeichnen eine um bis zu 50 % höhere Mitarbeitendenbindung. Aus diesem Grund etablieren innovative Organisationen wie Pixar und McDonald’s sogar ihre eigenen internen Universitäten.
Gleichzeitig ist Weiterbildung jedoch etwas, mit denen sich viele andere Unternehmen schwertun. Derselben Umfrage zufolge haben 74 % aller Angestellten das Gefühl, ihr Potenzial bei der Arbeit nicht voll ausschöpfen zu können, weil es in ihrem Unternehmen an Möglichkeiten zur Weiterbildung mangelt.
Das liegt aber nicht unbedingt daran, dass sich diese Unternehmen nicht bemühen. Die Gesamtausgaben für Weiterbildungsmaßnahmen in den USA betrugen im Jahr 2022 erstmals über 100 Milliarden USD. Die eigentliche Herausforderung liegt also darin, Wege zu finden, die Weiterbildung effektiv zu gestalten.
An dieser Stelle möchten wir James Coddington, den Gründer und CEO von SkillsVR, vorstellen. Eigentlich wollte James gar kein VR-Unternehmen gründen, um die Personalentwicklung in Unternehmen zu revolutionieren. Doch oft werden die besten Ideen – und die besten Unternehmen – aus Zufall geboren.
SkillsVR setzt auf virtuelle Simulationen, um Menschen aus den unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten aus- und weiterzubilden und ihre Kompetenzen zu erweitern. Das wiederum hilft Arbeitgebern, ihre Unternehmen zu stärken, und Angestellten, eine bessere Zukunft zu gestalten. Denn schließlich führt Lernen zu persönlichem Wachstum, was uns wiederum vielfältige Optionen gibt – und diese geben uns die Freiheit, uns selbst zu verwirklichen. Lies weiter, um mehr zu erfahren.
Meta for Work Explores: Erinnere dich zurück an die Gründungstage von SkillsVR. Was hat dich dazu inspiriert, ein Virtual-Reality-Unternehmen zu gründen?
James Coddington: Zu diesem Zeitpunkt war die Jugendarbeitslosigkeit in Neuseeland stark angestiegen, und wir wollten herausfinden, warum. Wir haben drei Jahre lang arbeitslosen Jugendlichen dabei geholfen, ihr eigenes Unternehmen zu gründen und zu führen. Dabei stellten wir fest, dass die jungen Absolvent*innen keine Arbeit fanden, weil ihnen Kompetenzen fehlten, die sie beschäftigungsfähig machten. Ihnen fehlte es an Problemlösungskompetenz, kritischem Denken, zwischenmenschlichen Fähigkeiten und Belastbarkeit. Das sind alles Dinge, die uns im Alltag nicht unbedingt beigebracht werden.
Wir fassten unsere Erkenntnisse aus diesen drei Jahren in Form von E-Learning-Modulen zusammen. Dabei stellten wir jedoch fest, dass E-Learning für unsere Zwecke nicht interaktiv bzw. immersiv genug war. Vor ungefähr sechs Jahren begannen wir deshalb mit der Arbeit in VR. Das war der Startschuss für SkillsVR.
MFWE: Kannst du fünf Kompetenzen beschreiben, die Unternehmen im Rahmen der Virtual-Reality-Schulung von SkillsVR vermittelt werden?
JC: Was, nur fünf? Dann sollten wir uns auf Kompetenzen rund um die Beschäftigungsfähigkeit konzentrieren, denn diese gelten branchenübergreifend. Unsere Organisation stützt sich auf fünf Säulen, die wir allen Lernenden an Highschools in den USA kostenlos an die Hand geben. Die erste Säule ist finanzielle Kompetenz, die zweite Nachhaltigkeit, die dritte mentales Wohlbefinden, die vierte Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion und die fünfte Konfliktmanagement. Dies sind die fünf Säulen, die wir für alle Branchen anbieten. Es spielt keine Rolle, ob jemand in einem Fast-Food-Restaurant oder auf einer Baustelle arbeitet – diese fünf Fähigkeiten helfen ihm*ihr, ein besserer Mensch zu werden. Es geht dabei also um Schulungen, die uns helfen, zu besseren Menschen zu werden.
MFWE: Wie lassen sich die positiven Auswirkungen von SkillsVR auf seine Kundschaft quantifizieren?
JC: Einer unserer größten Erfolge ist es, dass wir Personen unabhängig von ihrer Branche in eine neue Umgebung versetzen und sie dort blitzschnell schulen können. Das geht ungefähr fünf- bis zehnmal schneller als in traditionellen Schulungsumgebungen.
Im Bauwesen muss man beispielsweise eine Compliance-Schulung absolvieren, bevor man eine Baustelle betreten darf. Im Schulungsraum dauert das etwa sechs Stunden – wir schaffen es in knapp 30 Minuten. Wenn ein Unternehmen zwischen 50 und 100.000 Mitarbeitende hat und man sechs Stunden Schulung einspart, bedeutet das für das Unternehmen eine erhebliche Zeitersparnis. Außerdem sind die Beschäftigungsverhältnisse dank der effektiveren Schulungsweise wesentlich nachhaltiger.
MFWE: Auf welche Ausbildungserfolge bist du besonders stolz?
JC: Zu unseren besten Aktionen gehören sicherlich die Jobmessen, die wir für Schulen und Arbeitssuchende veranstalten. Den Suchenden fehlt es oft an Selbstvertrauen; sie schauen zu Boden und vermeiden Blickkontakt. Doch schon nach einer 20-minütigen Session mit dem Headset strahlen ihre Augen und sie haben ein Lächeln im Gesicht.
Wir haben bei einigen Personen wirklich unglaubliche Ergebnisse gesehen. Vielleicht liegt das daran, dass sie ihr eigenes Unternehmen gründen konnten. Vielleicht liegt es daran, dass sie endlich in der Branche ihrer Wahl arbeiten können. Mithilfe der VR können wir ihnen Qualifikationen und Zertifizierungen vermitteln, für die in einer traditionellen Umgebung viele Tage, Wochen oder Monate nötig wären. Zu sehen, wie wir das Leben von Menschen positiv verändern können, ist das Beste, das wir als Unternehmen tun können.
MFWE: Was sagst du Geschäftsführer*innen, die nichts von VR-Schulungen halten?
JC: Mit Skeptiker*innen diskutiere ich nicht viel. Ich setze ihnen einfach ein Headset auf. Bisher ist es nämlich noch nicht vorgekommen, dass jemand ein Headset aufgesetzt, die VR erlebt, und anschließend meint: „Hmm, ich glaube, das funktioniert so nicht.“ Unabhängig von der Branche der Person zeichnen sich immer deutliche Wege und Möglichkeiten ab, wie sie die VR einsetzen könnte. Hat man diesen „Sehen-ist-Glauben“-Moment einmal erlebt, lässt es sich einfacher über die praktischen Vorteile der Technologie sprechen; nämlich, dass sie intelligenter, sicherer, schneller und günstiger ist, als traditionelle Schulungen. Das sind die wahren Superkräfte der VR. Mit immersiven Erlebnissen können wir so viel besser das individuelle Potenzial der Nutzer*innen freisetzen. Man kann wirklich das scheinbar Unmögliche möglich machen.
MFWE: Wie geht es weiter mit SkillsVR?
JC: Vor einigen Monaten haben wir unser Kit zur Content-Erstellung für unsere ersten Unternehmenskunden eingeführt, und wir sind sehr gespannt darauf, wie es damit weitergehen wird. Dabei geht es vor allem um Berührungspunkte der verschiedenen Technologien und deren Zusammenwirken – von KI über VR bis hin zu unserer Plattform. Unsere Unternehmenskunden können jetzt über ihre Mobilgeräte eigenen Content erstellen und diesen einfach auf unsere Plattform hochladen, um damit 3D-Umgebungen zu erstellen. Sie können unsere Tools schnell und einfach nutzen, um überzeugende Weiterbildungserlebnisse in der VR zu schaffen und diese dann in ihrem Unternehmen bereitzustellen.
Wir befinden uns gerade in der Anfangsphase dieser Entwicklung, und ich bin wirklich begeistert davon, wie die neuen KI-Tools eingesetzt werden können. Die Anwendung dieser verschiedenen Technologien ermöglicht es uns, für unsere Kundschaft ein unglaubliches Nutzungserlebnis zu kreieren, die besonders mit der Skalierbarkeit ihrer Inhalte zu kämpfen hat. Das ist zukunftsweisend und wirklich aufregend.