Wie wäre es, wenn man nicht nur Zahlen in einem komplexen Dashboard aktualisieren oder auf lieblose, eintönige Diagramme starren müsste, sondern tatsächlich in die Daten eintauchen, sie mit den Händen bearbeiten und dabei neue Erkenntnisse gewinnen oder Performance-Analysen durchführen könnte? Die Gründer*innen von BadVR, Suzanne Borders und Jad Meouchy, möchten Entscheidungsträger*innen mit den nötigen Tools ausstatten, um genau das zu erreichen – ohne dass dafür besondere Fachkenntnisse erforderlich sind.
Noch nie zuvor haben Unternehmen so viele Daten generiert wie heute. Doch laut einem aktuellen Bericht werden nur 32 % davon tatsächlich genutzt. Hier kommt BadVR ins Spiel, indem es die komplexen, undurchsichtigen Datensätze von Unternehmen analysiert, damit Teams die vorhandenen Daten besser nachvollziehen und nutzen können. Wenn Daten das neue „schwarze Gold“ sind, dann entspricht BadVR in diesem Vergleich einer Raffinerie.
Das Unternehmen stellt aktuell zwei Apps bereit: AROC und SeeSignal. Hinter AROC, einer Abkürzung für Augmented Reality Operations Center, verbirgt sich laut Borders eine „immersive Arbeitsplatzumgebung“, in der praktisch jeder erdenkliche Datensatz mithilfe spezifischer Module angezeigt werden kann, um so die Informationen zum Leben zu erwecken.
Man kann sich das wie die sündhaft teuren Installationen vorstellen, wie man sie aus Blockbustern kennt. Eine Art Kommandozentrale mit Dutzenden von Bildschirmen, in der hochrangige Personen lautstark Befehle erteilen. Nur eben mit einem Headset und zu einem Bruchteil der Kosten.
SeeSignal ist etwas bodenständiger, versprüht aber dennoch einen gewissen Science-Fiction-Charme. Die App verleiht Nutzer*innen gewissermaßen einen Röntgenblick, mit dem sie WLAN-, Mobilfunk- oder Bluetooth-Netzwerke in Mixed Reality sehen können. Das macht die Fehlersuche deutlich schneller und einfacher.
Beide Lösungen zielen auf dasselbe ab: „Wir wollen Erkenntnisse demokratisieren“, erklärt Borders. „Mit VR und AR können wir Millionen von Datenpunkten zu einer einzigen Entscheidung zusammenfassen. Auf diese Weise ermöglichen wir Menschen, die sonst nicht beteiligt wären, einen niedrigschwelligen Zugang.“
Doch wie lässt sich eine nahtlose, erlebbare Datenwelt realisieren? Jetzt einmal schnell das Kreisdiagramm zur Seite legen, denn hierfür müssen wir uns mehr als nur einen kleinen Datenausschnitt ansehen.
Borders ist seit über einem Jahrzehnt im Bereich UX/UI tätig und kennt die Probleme bei der Umsetzung von Datenvisualisierungen in 2D nur allzu gut. „Es war immer eine riesige Herausforderung, diese Daten über eine Schnittstelle für Menschen zugänglich zu machen, die sich mit Technologie und Daten nicht gut auskennen“, erinnert sie sich. „Wir hatten eine gewisse Bandbreitenproblematik. Einerseits verfügten wir über all diese Daten, andererseits gab es nur sehr begrenzte Möglichkeiten, wie die Menschen damit interagieren konnten.“
Sie vergleicht das Erlebnis mit einem 2D-Bildschirm mit dem Blick auf einen winzigen Teil eines großen Gemäldes in einer Kunstgalerie. „Du kannst nur einzelne Quadrate von einem mal einem Zoll betrachten“, sagt Borders. Bei 2D-Präsentationen müssen auf jeder Ebene Kompromisse eingegangen werden. „Wenn man sich zu sehr auf Details konzentriert, verliert man den Gesamtkontext aus den Augen, und wenn man herauszoomt, gehen die Details verloren“, fügt sie hinzu.
Da die raumbezogenen Datensätze, mit denen sie zuvor gearbeitet hatte – bis zu 250 einzelne Datenpunkte pro Objekt auf der ganzen Welt – von Natur aus mehrdimensional und für die Performance-Analyse unerlässlich waren, hielt es Borders schon lange für sinnvoll, sie in 3D abzubilden.
Allerdings war die entsprechende Hardware damals noch alles andere als bedienfreundlich. „Wenn ich ein Unternehmen mit universell zugänglicher Software auf die Beine stellen möchte, dann muss auch die Hardware, die dieses Erlebnis ermöglicht, leicht zu handhaben sein“, argumentiert Borders. Der Wendepunkt kam, als das Spatial Computing gegen Ende 2017 von Computern unabhängig wurde.
„Der entscheidende Faktor war für uns die Mobilität“, sagt Meouchy. „Der andere große Hardware-Meilenstein war der Einsatz der Hände als Controller.“ Early Adopters von Virtual Reality erinnern sich vielleicht noch daran, dass die Oculus Rift 2016 tatsächlich mit einem Xbox One-Controller gelauncht wurde. Seitdem haben wir jedoch große Fortschritte gemacht. So überzeugt der Meta Quest Touch Pro-Controller etwa mit einer höheren Präzision und nicht mehr vorhandenen Deadzones beim Tracking.
Die Gründer*innen von BadVR vertreten beide die Ansicht, dass das Greifen nach Daten mit den eigenen Händen einen menschlichen Reflex darstellt, dem bei der Demokratisierung der Datenvisualisierung eine entscheidende Rolle zukommt. „Dadurch wird alles viel leistungsfähiger und es macht wirklich Spaß, das zu erleben“, so Borders.
Alle Daten erzählen ihre eigene Geschichte. Aber woher weiß man bei Millionen von Datenpunkten und Millionen von Geschichten, welche relevant ist? Und wer entscheidet das?
Mit diesen Fragen sah sich einer der ersten Kunden von BadVR konfrontiert: Zest AI, ein FinTech-Startup, das ausgeklügelte Algorithmen zur Kreditvergabe einsetzt. Das Unternehmen wollte die Funktionsweise dahinter veranschaulichen, scheiterte jedoch an einem Dschungel aus Datensätzen für komplexe KI und maschinelles Lernen.
Meouchy erklärt: „Manchmal sind Daten dreidimensional und völlig unkompliziert, oft sind sie aber vier- oder fünfdimensional oder sogar hundertdimensional, und man könnte alles Mögliche betrachten. Das macht das Handling schwierig.“
In einem ersten Schritt erstellte BadVR für Zest AI ein mentales Modell eines Teammitglieds, das mit den Daten bestens vertraut war. „Wie sieht es in deinem Kopf aus, wenn du dir diese Daten vorstellst? Was siehst du?“, fragte Meouchy die Person.
Sowohl Meouchy als auch Borders verfügen über fundiertes psychologisches Hintergrundwissen. Diese Expertise können sie bei BadVR optimal einbringen, wenn es darum geht, eine intuitive Umgebung zu gestalten. „Wir beginnen bei null und überlegen uns, wie wir die Informationen am besten visualisieren und präsentieren können, um den dreidimensionalen Raum optimal zu nutzen“, erklärt Meouchy. „Man muss sehr genau darüber nachdenken, wo man Elemente im Raum platziert und wie sich die Interaktion des Nutzers bzw. der Nutzerin physisch auswirkt.“
Wenn das Data Storytelling richtig umgesetzt wird, bietet sich ein äußerst zufriedenstellendes Erlebnis. „Das ist ein richtig magisches Gefühl, wenn jemand anderes hinzukommt und sagt: ‚Oh, ich sehe das auch so, ich konnte es nur nie so ausdrücken‘“, schwärmt Meouchy.
Vor dem Hintergrund der sich zuspitzenden Klimakrise leistet BadVR einen wertvollen Beitrag, indem das Unternehmen dazu beiträgt, Verständigungslücken zwischen globalen Führungspersönlichkeiten zu schließen. Während in Kanada Waldbrände eine Rekordfläche von 18,4 Millionen Hektar vernichteten, forderten die heftigsten Regenfälle in Peking seit 140 Jahren allein in diesem Jahr 20 Todesopfer. Anstatt auf die üblichen Präsentationsfolien zurückzugreifen, wollten Borders und Meouchy für die Vereinten Nationen eine wirkungsvollere Möglichkeit finden, die realen Folgen des Klimawandels kulturübergreifend zu vermitteln.
„Die Europäische Weltraumorganisation hat uns Unmengen an Datensätzen zur Verfügung gestellt, und bisher hatten sich die Menschen diese meist in Form von Kreisdiagrammen, Grafiken und Folien angesehen. Wir wollten, dass sie die Daten mit allen Sinnen erleben können“, sagt Meouchy. Mithilfe von AROC gestaltete BadVR ein mehrdimensionales Erlebnis, das selbst Sprachbarrieren überwand.
„Wir haben eine immersive Präsentation der internen Migrationsmuster von Niederschlägen und Oberflächentemperaturen erstellt, die komplexe technische Informationen für die Teilnehmenden erlebbar macht“, erläutert Meouchy. Für das Team war dies ein richtiges Aha-Erlebnis. „Wenn man sieht, wie Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen und technischen Kenntnissen gleichzeitig zu demselben Verständnis gelangen, wird einem klar, dass diese Form der Datenverarbeitung integrativer und wirkungsvoller ist als alle anderen.“
Die Herausforderungen, mit denen Borders als Gründerin in der von Männern dominierten Tech-Branche zu kämpfen hatte, haben ihren Wunsch, Daten zu demokratisieren, noch verstärkt. „Wir möchten, dass unsere App von möglichst vielen verschiedenen Menschen genutzt werden kann“, sagt sie. Zu den ausgeklügelten Features gehören einstellbare Abstände für das Headset-Display, um Schwindelgefühlen entgegenzuwirken, und alternative Farbeinstellungen für Menschen mit Farbsehschwäche bzw. Farbenblindheit.
Weiterhin betont sie, wie wichtig sorgfältig entworfene Schnittstellen bei der Arbeit mit Millionen von Datenpunkten sind. „Wir ermöglichen es den Nutzer*innen, die Daten so zu bearbeiten, zu filtern und damit zu interagieren, dass sie schnell und einfach aussagekräftige Erkenntnisse gewinnen und diese dann an andere weitergeben können.“
Auch wenn die Entwicklung von Virtual Reality größtenteils von der Gaming-Branche vorangetrieben wurde, so prägt sie doch schon heute die Zukunft der Arbeitswelt. „Wir arbeiten mit Meta zusammen, um zu zeigen, was mit dieser Hardware möglich ist. VR mag zwar ursprünglich für Endverbraucher*innen gedacht gewesen sein, aber die Technologie eignet sich für praktisch jeden Zweck, sei es für Arbeit, Freizeit oder Produktivität“, so Borders.
Mit AROC beweist BadVR, dass man kein Datenanalyse-Studium absolviert haben muss, um das Potenzial, das in Daten steckt, voll auszuschöpfen. „AROC stellt Daten auf eine Weise dar, die für Führungskräfte intuitiv verständlich ist“, betont Borders. „Die Überlagerung von Echtzeit-Sensordaten in einem digitalen Mixed-Reality-Zwilling vereinfacht die Überwachung, beschleunigt die Notfallreaktion und erhöht das Vertrauen in vorgeschlagene Entscheidungen. Und einfache szenariobasierte Wiederholungen ermöglichen es auch technisch weniger versierten Nutzer*innen, Probeläufe durchzuführen und so ihre operative Einsatzbereitschaft zu verbessern.“
Stellt sich noch die Frage, welche Pläne BadVR mit Blick auf die Zukunft hat. „Wir werden die Mixed-Reality-Features, mit denen die Meta-Geräte ausgestattet sind, vollumfänglich ausschöpfen“, so Meouchy. „AR und VR verschmelzen in diesem kombinierten Erlebnis. Die Menschen sollten sich auf eine Zukunft einstellen, in der die Datenverarbeitung zunehmend räumlich wird, und aufgeschlossen sein gegenüber den vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten dieser Technologie.“
BadVR leistet Pionierarbeit, was die virtuelle Realität und ihre transformative Rolle bei der Interaktion mit Daten angeht, und schafft immersive digitale Erlebnisse, die über konventionelle Analysen hinausgehen. Tauche in deine Daten ein, interagiere dynamisch mit ihnen und gewinne völlig neue Erkenntnisse. Informiere dich, wie Meta for Work dasselbe für deine Datenvisualisierung leisten kann und warum du darauf nicht verzichten solltest.