VEHICLES FOR CHANGE
Wie mit VR-Schulungen aus früheren Häftlingen zukünftige Automechaniker*innen werden
Die Vermittlung von gefragten Kompetenzen an vormals inhaftierte Personen erleichtert es diesen, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen und sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Mit den Möglichkeiten der VR konnte Vehicles for Change ein immersives Programm entwickeln, bei dem ehemalige Häftlinge zu Automechaniker*innen ausgebildet werden.
Die Herausforderung
Bei der traditionellen Ausbildung zum*zur Kfz-Mechaniker*in wird der Ablauf einer Reparatur in praktischen Unterrichtseinheiten von einem*einer Ausbilder*in vorgeführt. In der Regel üben die Auszubildenden die ihnen vermittelten Kenntnisse dann anschließend unter Aufsicht an einem echten Fahrzeug. Das ist zwar effektiv, allerdings bringt diese praxisorientierte Methode auch Schwierigkeiten mit sich:
Verfügbarkeit von AusbildendenFür jede praktische Einheit wird eine qualifizierte Person benötigt, um die Auszubildenden anzuleiten. Dabei kommt gerade in großen Gruppen die persönliche Unterstützung oft zu kurz.
Verfügbarkeit geeigneter Räumlichkeiten, Fahrzeuge, Werkzeuge und TeileNeben einem*einer Ausbilder*in sind auch Fahrzeuge, Werkzeuge und Schulungsräumlichkeiten mit hohen Decken erforderlich. Es ist meistens nicht nur zeitaufwendig, sondern auch sehr kostenintensiv, alles Notwendige zu organisieren.
SicherheitsrisikenDer Ablauf von Kfz-Reparaturen ist mit einigen Gefahren verbunden und birgt ein hohes Verletzungsrisiko. Umso wichtiger ist die individuelle Betreuung der Auszubildenden.
Hohe KostenDie Kosten für Fahrzeuge, Teile, Werkzeuge und die Arbeitszeit der Ausbilder*innen belaufen sich schnell auf eine stattliche Summe. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass VFC jedes Jahr etwa 120 Mechaniker*innen ausbildet.
Langwierige AusbildungsprogrammeTraditionelle Programme dauern für gewöhnlich zwischen vier und neun Monaten. Nachdem der Bedarf an Mechaniker*innen aktuell jedoch so hoch ist, sorgt das für einen enormen Druck auf das Ausbildungssystem.
VFC stand also vor der Herausforderung, eine Lösung dafür zu finden, einerseits das Programm in einem möglichst großen Rahmen anzubieten und andererseits die genannten Schwierigkeiten zu bewältigen.
Über das Unternehmen
Vehicles for Change (VFC) hat 2016 ein Autoreparatur- und Schulungszentrum eröffnet, das ehemaligen Häftlingen und anderen Menschen mit Problemen auf dem Arbeitsmarkt die Chance bietet, gefragte Kompetenzen zu erwerben.
Um noch mehr Personen den Zugang zu ihrem Ausbildungsprogramm zu ermöglichen, entschied sich die gemeinnützige Organisation für den Einsatz von Virtual Reality.
Branche
Automobilindustrie
WARUM VR
Vehicles for Change entschied sich aus zwei Gründen für den Einsatz von VR:
1. Zur Erfüllung des steigenden Bedarfs an Mechaniker*innen
Schätzungen zufolge werden in den USA zwischen 2022 und 2032 jedes Jahr 67.700 neue Kfz-Servicetechniker*innen und -Mechaniker*innen benötigt. Für VFC war schnell klar, dass der Bedarf mit dem traditionellen viermonatigen Ausbildungsprogramm kaum gedeckt werden konnte. Mithilfe von VR eröffnen sich für die Auszubildenden mehr Möglichkeiten zum Üben, wodurch sich die Ausbildungszeit deutlich verkürzt.2. Zur Vermeidung ausufernder Ausbildungskosten
Das bestehende Ausbildungsprogramm kostet VFC rund 18.000 US-Dollar für jede*n der über 100 Auszubildenden – insgesamt etwas mehr als zwei Millionen US-Dollar pro Jahr. Der Einsatz von VR ermöglicht es VFC, das Programm zu erweitern und gleichzeitig die Kosten zu senken.Martin Schwartz,
President and Founder,
Vehicles for Change
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Dieses großartige Tool ermöglicht eine praktische Ausbildung ohne hohe Kosten, ohne die sonst üblichen Gefahren und ohne externe Hindernisse.
Die Lösung
Für den Auftakt der VR-Schulungsinitiative kaufte Vehicles for Change rund 100 Meta Quest 2. Die exzellenten technischen Spezifikationen, der kostengünstige Preis, die benutzungsfreundliche Handhabung und die hervorragende Bildschirmauflösung machten die Headsets zur ersten Wahl für die Organisation.
Bei der Entwicklung der innovativen Schulungssoftware arbeitete VFC mit HTX Labs zusammen und setzte auf dessen EMPACT Immersive Training Platform. Die Software simuliert eine virtuelle Werkstatt mit Fahrzeug, Hebebühne und allen notwendigen Werkzeugen für Reparaturen. Der*Die Träger*in kann so in einen realistischen Arbeitsbereich eines*einer Mechaniker*in eintauchen.
Ein*e virtuell*e Ausbilder*in bringt dem*der Träger*in bei, wie bestimmte Tätigkeiten, wie z. B. ein Ölwechsel oder auch komplexere Reparaturen, auszuführen sind – genau so, wie es ein*e Ausbilder*in im echten Leben zeigen würde. Die Auszubildenden folgen dabei einer Schritt-für-Schritt-Anleitung auf dem Headset-Display und können die einzelnen Vorgänge so lange üben und wiederholen, bis sie die Fähigkeit verinnerlicht haben. Es gibt insgesamt 15 Schritte, die je nachdem, ob sie bestanden oder nicht bestanden wurden, farblich gekennzeichnet sind.
Sobald ein*e Auszubildende*r zuversichtlich ist, eine Reparatur ohne Unterstützung des*der virtuellen Ausbilder*in durchführen zu können, kann er*sie in den Prüfungsmodus wechseln. Vehicles for Change hat das Programm in verschiedenen Gruppen eingeführt, wobei die Auszubildenden des Pilotprojekts in San Diego die ersten sind, die ihren Abschluss machen.
Das Ergebnis
Das VR-Ausbildungsprogramm für Automechaniker*innen von VFC befindet sich noch in der Anfangsphase. Die Ergebnisse können daher noch nicht abschließend beurteilt werden. Dennoch sind die ersten Ergebnisse vielversprechend: Ein*e Absolvent*in des Pilotprogramms hatte zwei Tage nach dem Abschluss bereits eine Anstellung gefunden.
Die Rückfallquote, also die Zahl der ehemaligen Häftlinge, die erneut straffällig und inhaftiert werden, ist seit dem Pilotprojekt in San Diego drastisch gesunken. Das Potenzial, auf breiterer sozioökonomischer Front etwas zu bewirken, ist dementsprechend groß.
Martin Schwartz,
President and Founder,
Vehicles for Change
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Die Chance, die Rückfallquote im ganzen Land zu senken, ist für uns von zentraler Bedeutung.